Brunnen und Quellen
Die ewige Mühe um das Wasser
2021 - Hebel hoch, Wasser marsch, so kennen wir es heute, ob warm oder kalt, ganz bequem und mühelos.
1921 – Eimer holen, raus gehen an den Brunnen, Eimer abseilen, schöpfen und wieder hoch ziehen, rein in die Küche oder zum Vieh.
Es sind erst 100 Jahre her, da holten wir das Wasser noch aus einem Brunnen. Egal für was, auch das liebe Vieh wurde so versorgt und das in großen Mengen. Der Begriff „Er säuft wie eine Kuh“ kommt wohl auch daher. Fast jeder Haushalt hatte seinen eigenen Brunnen, die meisten leider außerhalb des Hauses, was im Winter besonders unangenehm war. Andere waren auf Gemeinschaftsbrunnen angewiesen.
Von den 23 Brunnen im Dorf waren nur fünf innerhalb eines Hauses. Der Gemeindebrunnen am alten Rathaus wurde von drei Familien genutzt, Stääs, Andrese und sogar Jererschperersch mit ihrem weiten Weg dorthin. Die Familien aus Dunne und Philippse holten das Wasser am Laufbrunnen gegenüber der Schule, am jetzigen Standort unseres Begrüßungsschildes. Gleichzeitig war dies auch der Känel und genutzt als Rübenwäsche. Dieser Brunnen speiste sich von der Quelle hinter Dunnewernersch. Die Verrohrung verlief unter deren Scheune. Also muss die Wasserleitung schon vor dem Bau der Scheune vorhanden gewesen sein und führte neben der Straße zum Laufbrunnen.
1865 wird in der Chronik von der neuen Verrohrung zum Laufbrunnen geschrieben. Eine Neuverlegung unter der Scheune vom damaligen Besitzer Adam Werner (Dunnewernersch) war nicht möglich, es musste ein neuer Graben drumherum gezogen werden. Ein Schlossermeister Schulz aus Krastel lieferte die Rohre.
Reinhold Werner findet 1963 bei der Grabung für die Jauchegrube diese alte Wasserleitung aus Bleirohr so wie sie vor der Neuverlegung 1865 war. Der freigelegte Schacht hatte eine Höhe von 1,30m, in dem sich das Wasser klären konnte.
Der einzig heute noch existente Brunnen ist unterhalb von Junkersch mit der Schwengelpumpe. Hier versorgten sich sogar vier Familien, Junkersch, Henneres, Bohne und Boose (Das Haus stand zwischen Junkersch und Stääs).
Die Brunnen auf der linken Dorfseite von unten gesehen hatten im Durchschnitt nicht so gutes Wasser wie auf der anderen Seite. Die Familie aus Wendlings nutzte ihr eigenes Brunnenwasser nur fürs Vieh, Trinkwasser holten sie von Schmiedphilippse.
Für 1818, 1846 und 1892/93 sind in der Chronik besonders trockene Jahre vermerkt. Die Brunnen im Dorf versiegten, nur die Quelle auf dem Wiesplätzchen (gegenüber dem jetzigen Strauchplatz) hatte noch Wasser. Für Mensch und Tier musste den ganzen Winter über hier Wasser geholt werden. Es war ein Segen für uns, dass diese Quelle selbst bei grösster Trockenheit noch Wasser führte. Deshalb wurde sie auch als Segensbrunnen bezeichnet.
Im Sommer 1910 suchten Krastel und Wohnroth gemeinsam nach Quellen für eine Wasserleitung, jedoch ohne Erfolg. Daraufhin kam es zum Versuch die ergiebige Wiesplätzchenquelle stärker zu nutzen. Unbekannt ist, ob die Menge dann doch nicht ausreichte oder die Möglichkeit zum Betrieb einer Pumpstation fehlte. Strom kam ja erst 1923 ins Dorf.
1921 war wieder ein trockenes Jahr. Zwar hatte der Wiesplätzchenbrunnen noch Wasser. Aber am Laufbrunnen gegenüber der Schule lief nichts mehr, was bisher noch nie geschah. Nun kamen die Gedanken zum Bau einer Wasserleitung wieder auf. Die Verhandlungen, dies gemeinsam mit Krastel zu machen, schlugen fehl. Unsere Gemeinde schürfte dann an vier Stellen am BirgesBerg und in der Kranenwiese und faste die Quellen. 1923 wird der Bau der Wasserleitung vollendet. Sämtliche Arbeiten wurden im Frondienst geleistet. Die Kosten für Rohre, Hochbehälter und Pumpstation konnten durch ein extra Holzeinschlag und dem Verkauf von Gemeindeland mitfinanziert werden. Infolge der fortschreitenden Geldentwertung konnten die Darlehen leicht getilgt werden.
Am 15. Mai 1923 leuchteten die ersten Glühbirnen im Dorf, die Pumpstation lief und Wasser sprudelte aus den Hähnen, welch ein historischer Tag für uns.
Das weitere Auf und Ab unserer Wasserversorgung lässt sich in der Dorfgeschichte ab dem Jahr 1925 nachlesen. Interessant ist auch der Känelneubau im Jahre 1953.
Vorsorge war wichtig
Brandweiher für alle Fälle
Neben den notwendigen Brunnen für die Versorung für Mensch und Tier war es auch nötig Wasser für die Brandbekämpfung bereit zu halten. Brunnen reichten dazu nicht aus. Erschwerend war noch das Wasser mit einen Winde hoch zu ziehen, was den Nachschub sehr verlangsamte.
Also ging man dazu über Brandweiher anzulegen und größere Gruben auszuschachten. Diese wurden vom Grundwasser oder Brunnen gespeist um entsprechende Mengen vorzuhalten.
Im Herbst 1894 wird ein Brandweiher im Oberdorf (zwischen Stääs und Andrese) angelegt. Grund wird wohl auch ein Brand an Stääs im Februar des gleichen Jahres gewesen sein, der die ganzen Probleme des Wassermangels aufgezeigte. Eine mit Beton bewehrte Grube mit einer gewölbten Decke aus Bruchstein und einem schweren Eisentor hatte ein Fassungsvermögen von 15cbm. Ein Quelle sorgte für einen ausreichenden Wasserstand. 1957 hatte auch seine Stunde geschlagen. Die Gemeindestraßen sollten ausgebaut werden, der Brandweiher war hinderlich und wurde zugeschüttet.
Im Unterdorf war ein ungefähr 4x8m großer Weiher angelegt, dessen Entstehungszeit nicht bekannt ist. Gespeist wurde er aus einer Quelle innerhalb des Weihers. Er lag unterhalb der Scheune von Dunnerwernersch, dort wo jetzt die Garage steht. Im Sommer nutzen die Kinder dies auch gerne als Badetümpel. Nachdem 1924 die Wasserleitung fertiggestellt war, wurde er überflüssig und zugeschüttet. Während des 2. Weltkrieges kam die Anordnung diesen nochmals herzurichten, um einer größeren Brandgefahr zu begegnen. Nur der Name des Weges Weiherfahrt dorthin blieb, der heute kaum einem mehr bekannt ist.