Unser Sommerkindergarten
Immer gut behütet bei der Tante
In früheren Jahren war die Großfamilie mit meist drei Generationen unter einem Dach üblich. Die Kinderbetreuung übernahmen tagsüber Oma oder Opa, während die anderen auf dem Feld arbeiteten. Erst im August 1938 richteten wir einen Erntekindergarten von April bis Oktober ein, was dann doch eine größere Erleichterung für die Mütter brachte. Gerda Schmoll, eine Schwester von Lydia Kleinschrodt, betreute nun die Kinder.
Im August 1939 übernahm dann Erna Gumm die Aufgabe als Kindergärtnerin, für uns war es die Tante. Anfänglich kamen die Kinder im alten Gemeindehaus zusammen. In den Jahren des Krieges nutzen wir auch zeitweise das leerstehende Haus Häse gegenüber Heinze. Zur Ausstattung während der Kriegsjahre gehörte auch ein Verbandskasten.
Für den großen Toilettengang unten neben der Scheune gab die Tante, sparsam wie sie war, zwei Blatt Klopapier mit. Da dies meistens nicht reichte, griffen wir Kinder zu den passend geschnittenen Zeitungen, die dort bereit lagen. Glatt, so wie die waren, mussten die zuerst aber brauchbar geknüllt werden. Einige Kinder blieben auch über Mittag und wurden zum Schlafen gelegt. Tische waren dann zu Etagenbetten gestapelt und mit Wolldecken ausgelegt. Möglichst oft waren wir draußen in Feld und Wald. Um 17.00 ging es dann nach Hause.
Nach dem Rathausneubau 1966 konnte der Saal benutzt werden. Über lange Jahre betreute Erna Gumm unseren Nachwuchs mit ihrer herzensguten Art.
1974 ging sie nach 35 Jahren in den wohl verdienten Ruhestand. Für viele ihrer ehemaligen Kinder war sie immer noch die Tante geblieben.
Nun galt es noch zwei Jahre zu überbrücken, bis der Beller Kindergarten 1977 bezugsfertig war. Während dieser Zeit wechselten sich drei Frauen bei der Betreuung ab, Kinder aus Krastel und Leideneck kamen mit dazu. Nun gingen 38 Jahre Dorfkindergarten zu Ende.