Die Woorder Kereb
Das Ereignis des Jahres
Zwölf Tage vor Pfingsten stellten die Wohnrother das Zelt mitten im Dorf am Anfang der jetzigen Straße Hillerswies auf. Die Gaststätte Leonhard war, solange wir uns erinnern können, für das leibliche Wohl zuständig. Wann unsere Tradition begann ist leider nicht überliefert. Das Dorf wurde geschmückt, der eine oder andere Hausanstrich erneuert und so mancher gönnte sich neue Kleider.
Der Kirmesstrauß wurde auf der Strimmiger Heide geholt und mit bunten Bändern geschmückt im Zelt aufgehängt. Der Umzug durchs Dorf, begleitet von einer Musikkapelle (meistens von Mastershausen, aber auch Spesenroth oder Schnellbach), war unverzichtbarer Bestandteil der Kirmes. Als wichtigstes Dorffest war natürlich jeder auf den Beinen. Besucher aus anderen Orten, besonders die Masterhausener, sollten erwähnt werden. Diese feierten die Kirmes wie die eigene. Deren Schlachtruf: „Wäm is die Kereb? Uus, un der Wuurder!“ schallte öfters durchs Zelt. Hierzu sei erwähnt, dass bereits vor 1900 sich Mastershausener oft als Knechte oder Viehhirten bei uns verdingt hatten. (Dazu eine Anmerkung vom September 1819: "Der rote Hampitter aus Mastershausen wird in Wohnroth als Nachtwächter mit einem Lohn von 7 Gulden, 1/4 Pfund Flachs und ein Paar Schuhe verdingt"). So entwickelte sich über viele Jahrzehnte eine freundschaftliche Beziehung.
Ansporn für die durstigen Besucher war jedesmal eine Rabattaktion: Hatten 10 Flaschen Wein an einem Tisch die Kehlen durchgespült, gab es die 11. gratis. Walter Werner (Junkersch) soll viele Jahre später gesagt haben: „Frieher hatt ich Dorscht, awer kän Geld. Hout hon äich Geld, awer käne Dorscht.“ Getanzt wurde bis spät in die Nacht, am nächsten Tag ging die Kirmes im kleineren Rahmen dem Ende zu.
Während des Krieges und bis nach der Währungsreform gab es keine Kirmes. Andere Quellen schreiben allerdings davon, dass in den Jahren 1946-48 der Sportverein der Veranstalter war. Leider lässt sich dies nicht mehr nachvollziehen. Sinkende Besucherzahlen, teure Musikkapellen und Feste von Vereinen ließ die Kirmes dann aber verschwinden. Soweit bekannt ist war 1957 die "letzt Kereb".