Die Dorfentwicklung ab 1800
Ökologisches Bauen war üblich, es wusste nur keiner...
Die Aufzeichnungen unserer Chronik beschreibt eine Vielzahl von Bauaktivitäten ab dem 19. Jahrhundert. Erste Chronisten waren die Bürgermeister, später auch die Dorfschullehrer. Wie sich das Dorf vorher baulich entwickelt hat liegt weitgehend im Dunkeln.
1772 lebten im Dorf 19 Bürger, 1794 waren es 14 (ist gleich zusetzen mit Familien). Nach der napoleonischen Zeit waren es um 1813 mit 20 Bürgern auch kaum mehr. Erst danach bis 1840 werden es dann 29 Bürger. Das älteste Gebäude im Dorf, Haus Heinze, ist noch wesentlich älter und an anderer Stelle gesondert beschrieben.
Nachfolgend eine Chronologie der Ortsentwicklung, soweit Daten vorliegen. In Klammern sind heutige Hausnamen notiert. Diese stehen meistens mit dem Erbauer in Verbindung. Es war früher üblich den Vor-, Zunamen oder Beruf dafür zu nutzen. (Philippse > das Haus des Philipp).
Aus allen vorliegenden Information haben wir eine These zur Dorfentwicklung zusammengestellt.
1814 wird ein Haus in Lieg geholt und aufgeschlagen. Der jetzige Hausname Fräse deutet sehr wahrscheinlich auf den Erbauer Johann Friedrich Freiß (1762-1825) hin.
1816 Ein Friedrich Freiß holt ein Haus in Löffelscheid und schlägt es hier auf, der 23. Bürger.
1816 Der 24. Bürger, Philipp Adam Schug, baut sein Haus auf, es ist das Haus Davids.
1819 Friedrich Freiß baut eine Scheune auf (siehe 1816, wahrscheinlich der gleiche)
1819 Peter Schmidt holt eine Scheune in Reich nach Wohnroth (Stääs)
1819 Johann Adam Werner schlägt ein Wohnhaus auf, er ist der 25. Bürger (Hinnewernersch)
1821 Peter Werner holt eine Scheune aus Zilshausen ins Dorf. (Vorewernersch)
1821 Adam Laux baut ein neues Haus, der 26. Bürger (Louxearms)
1825 Chronikeintrag: Seit 1808 hat sich unser Dorf um 5 Häuser in Richtung Bell erweitert.
1826 Der 27. Bürger Nicolaus Knebel holt sich ein Haus aus Kappel und schlägt es auf. Es stand am Ort vom jetzigen Garten vom Haus Philippse (erst 1867 erbaut).
1826 Philipp Junker übernimmt eines aus Hundheim als 28. Bürger. Es ist das Haus Prinze, 1966 für den Rathausneubau abgerissen.
1827 Nicolaus Knebel baut sein Haus wieder ab und wandert nach Amerika aus.
1829 Friedrich Laux schlägt eine Scheune auf (Louxe)
1832 Peter Schmidt baut ein neues Haus, 29. Bürger (Hinneschmidte)
1832 Peter Steeg kauft eine Scheune in Schnellbach und schlägt sie auf (Stääs).
1839 Nicol Jost holt aus Schnellbach ein Haus ins Dorf. Er war der Schwiegersohn von Peter Bohn in Bohnperersch. Sechs Jahre später verstarb seine Frau und Nicol Jost zog im Jahr darauf nach Mengerschied. Über den Verbleib des Hauses ist nichts bekannt.
1841 Peter Boos übernimmt ein Haus aus Heinzenbach, 30. Bürger. Es ist vermutlich das Haus Boose, das unterhalb Junkersch stand. Die Familie starb 1926 aus, das Haus wurde von Franz Werner übernommen und genutzt, aber 1956 abgerissen.
1846 Ein Adam Michel schlägt hier eine Scheune aus Wüschheim auf.
1867 Philipp Werner, er stammte aus Vorewernersch, baut sein Haus Philippse.
1869 wird von Peter Jacobs das Haus Wendlings abgeschlagen und an gleicher Stelle eine neues Wohnhaus errichtet. Der Name bleibt unverändert.
1876 Philipp Schneider aus Uhler baut mit seiner Frau, die aus Louxe stammt, das unterste Haus im Dorf. Es wird "Dunne" - für da unten - genannt.
1883 Chronikeintrag: Das Dorf hat sich in den letzten Jahren um 5 Häuser Richtung Bell erweitert, inclusive dem Schulhausbau von 1883.
Bemerkenswert ist die lange Nutzungsdauer der Fachwerkhäuser. Abgesehen vom Haus Heinze mit ungefähr 400 Jahren, gibt es weitere neun Häuser, die weit vor 1900 gebaut wurden und heute noch bewohnt sind.
1908 errichtet Peter Leonhardt I. das letzte Fachwerkhaus im Dorf.
1926 errichtet Friedrich Michel sein Haus (Perersch), das erste in Massivbauweise und verschiefert es komplett.
1928 Otto Lahm (Bohnperersch) baut das zweite massive Wohnhaus mit Putzfassade.
1937 baute die Familie Werner neu, ebenfalls massiv (Vorewernersch).
In den Nachkriegsjahren waren die Menschen mehr damit beschäfigt ihr Leben wieder in gewohnte Bahnen zu lenken. Lange Jahre sollte es dauern bis die nächste Generation Veränderungen anging. Modernes Baumaterial löste den Fachwerkbau ab. Die Bewohner wollten sich von dem althergebrachten trennen. Ob aber die neue Bauweise langfristig besser ist, muss sich erst beweisen. Bescheidene (und vor allem arme) Menschen haben früher über 5-6 Generationen das gleiche Haus bewohnt. Kaum eine andere Zeitspanne wie jene von 1960 - 1975 hat unser Dorfbild so nachhaltig verändert. 14 Häuser wurden in dieser Zeit entweder neu gebaut oder von Grund auf renoviert.