Dä alde Roodes
Die gute Stube der Gemeinde
Es gibt zwar einen Rückblick unserer Ortsvorsteher bis 1700, aber von einem Rathaus in jener Zeit, bzw. wo der Rat damals tagte ist unbekannt. Im Jahre 1822 begann der Bau des Alten Rathauses. Maurer aus Briedern an der Mosel waren für 36 Gulden "verdingt". Der Leiendecker Hasselbach erhielt für seine Arbeit 9 Gulden. Der Zimmermann war eine Fa. Rech (daher der Hausname Reche?) aus Krastel.
Im 1. Stock wurde der Schulsaal eingerichtet. Der Lehrer ging noch zum Reihetisch, was heisst, er ist in den Familien reihum beköstigt worden. Neben dem Schulsaal war ein Bücherraum. Im Erdgeschoss stand der Kelter, sowie ein Reibstein. Letzterer diente zum Zerkleinern von Holzäpfeln zur Essigbereitung. Später wurde hier ein Gemeindezimmer eingerichtet und die Feuerspritze untergebracht.
1845 erhält das Gebäude einen neuen Anstrich, 1849 einen neuen Ofen.
Im Deutsch-Östereichischen Krieg von 1866 waren auch einige Wohnrother als Gardereservisten einberufen. Am 11. September feierte unser Dorf den Sieg mit einem großen Freudenfeuer, preußisches Liedgut wurde gesungen. Am nächsten Tag war am Rathaus die neue schwarz-weißen Flagge aufgezogen und mit Kränzen und Tannengrün festlich geschmückt. Die „Krieger“ aus dem Beller Kirchspiel, mit schwarz-weißen Bändern am Revers, feierten einen Dankgottesdienst. Nachmittags versammelten sich die Wohnrother im Rathaus, die Gemeinde spendete 1 Ohm (= 137 Liter) Wein. Tanz und gute Laune gingen bis 2 Uhr nachts.
Im Herbst 1885 wird die Schule im Unterdorf fertig, der Saal im ersten Stock nun als Gemeindesaal hergerichtet. Im Gemeindezimmer im Erdgeschoss kann nun eine Viehwaage untergebracht werden.
1918 zerbrach die Turmglocke und wurde bei einer Metallsammlung abgeben. Ein Jahr später bekommt der Turm eine neue Glocke.
Am Treppenaufgang hing ein Glaskasten für die öffentlichen Informationen, auch die Aushänge für Heiratswillige. Freunde des zukünftigen Paares wollten dieser Verbindung einen zusätzlichen Halt geben und brachten unter dem Kasten einen Holzpfosten als moralische Stütze an. Neben den üblichen Nutzungen des Saales sind noch Weihnachtsfeiern und verschiedene Theateraufführungen zu erwähnen. Vor allem nahm die Jugend den Raum besonders sonntags nachmittags in Beschlag.
Der schon lange geplante Neubau eines Gemeindehauses muss dann 1950 wieder verschoben werden, weil das Kreisbauamt keine Genehmigung an gleicher Stelle erteilt. Das Gebäude würde wieder zu nah an der Straßengrenze stehen. Nun soll wenigstens die marode Wand auf der Südseite erneuert werden.
1952 erhält die Decke im Saal eine neue Holzverkleidung, die Wände wurden frisch tapeziert und der Außenanstrich erneuert.
Der Plan zum neuen Rathaus wird 1963 wieder aufgenommen, 1966 ist der Neubau fertig. Die alte Viehwaage wird im Anbau vom neuen untergebracht. Das alte Rathaus hat nun seinen Zweck erfüllt und noch im gleichen Jahr abgerissenen.