Vom Brunnen zum Wasserhahn
Der Luxus vom fließenden Wasser
Bis ins Jahr 1923 versorgten sich unsere Bewohner mit Trinkwasser aus eigenen Hausbrunnen. Um das Mühsal der Wasserversorgung über eigene Brunnen hinter sich zu lassen, suchten Krasteler und Wohnrother im Sommer 1910 gemeinsam nach Quellen, jedoch ohne Erfolg. Auch die Möglichkeit, die ergiebige Wiesplätzchenquelle stärker zu nutzen, wurde verworfen. Unbekannt ist, ob die Menge dann doch nicht ausreichte oder die Möglichkeit zum Betrieb einer Pumpstation fehlte ist nicht bekannt. Strom kam ja erst 1923 ins Dorf. Die Kriegsjahre legten dann alles wieder auf Eis.
1921 war wieder ein trockenes Jahr. Zwar hatte der Wiesplätzchenbrunnen noch Wasser, aber am Laufbrunnen gegenüber der Schule lief nichts mehr, was bisher noch nie geschah. Nun kamen die Gedanken zum Bau einer Wasserleitung wieder auf. Die Verhandlungen, dies gemeinsam mit Krastel zu machen, schlugen fehl. Unsere Gemeinde schürfte dann an vier Stellen am BirgesBerg und in der Kranenwiese und faste die Quellen. 1923 wird der Bau der Wasserleitung vollendet. Sämtliche Arbeiten wurden im Frondienst geleistet. Die Kosten für Rohre, Hochbehälter und Pumpstation konnten durch ein extra Holzeinschlag und dem Verkauf von Gemeindeland mitfinanziert werden. Infolge der fortschreitenden Geldentwertung waren die Darlehen leicht zu tilgen.
Am 15. Mai 1923 leuchteten die ersten Glühbirnen im Dorf, die Pumpstation lief und Wasser sprudelte aus den Hähnen, welch ein historischer Tag für uns.
Ein sehr harter Winter im Jahre 1928 mit Temperaturen bis -25° ließ Wasserleitungen zufrieren oder sogar zerbersten. Der Boden war bis ein Meter Tiefe gefroren.
1953 beschließt der Gemeinderat die Kanalisierung und Erneuerung der Hausanschlüsse. Zur Finanzierung wurden 500 Festmeter Fichten geschlagen. Die Arbeiten beginnen am 16. März. Die Firma Wilhelm Hermann aus Krastel erhielt den Auftrag, die Arbeitskräfte kamen größtenteils aus unserem Dorf. An drei Stellen musste sogar gesprengt werden, der tiefste Graben maß 2,20m. Alles wurde in Handarbeit geleistet. Ab dem Straßenrand hatte jeder die Materialkosten für den Hausanschluss zu tragen und den Graben selbst auszuheben. Mitte April war die Massnahme beendet. Ein Kanalfest für alle Beteiligten schloss sich an und die Gemeinde spendete jedem eine Portion Fleischwurst und Bier (wieviel ist nicht überliefert).
1961 beginnen die Arbeiten zur Tiefbohrung an der Leidenecker Bach um die zukünftige Wasserversorfung sicher zu stellen, denn unsere bisherigen Quellen lassen nach. Ab Weihnachten 1962 an mussten wir in Krastel Wasser holen. Von der Firma Zimmer in Kastellaun konntenneue Zinkfässer dafür ausgeliehen werden. Bis Mitte März 1964 wurden 184 cbm Wasser in unseren Hochbehälter gebracht. Für einen cbm zahlten wir 0,50 DM.
Ende Januar 1971 lief im Oberdorf kein Wasser mehr. Die Ursache war schnell geklärt. Die Kupferkabel der Freileitung vom Hochbehälter zur Pumpstation waren gestohlen. Ein Notstromaggregat sorgte in den ersten Tagen für Strom und Wasser. Ein Graben wurde nun ausgehoben, das neue unterirdische Kabel selbst verlegt. Samstag und Sonntag wurde durchgearbeitet. Aus Angst vor neuem Diebstahl wird für eine Nacht Wache geschoben. Die Ermittlungen zum Diebstahl haben nichts erbracht.
Am 8. Janur 1972 gab es wieder Probleme mit der Wasserversorung. Die Pumpe in der Tiefbohrung wardefekt. Zwar ist die alte Versorgung noch in Takt, jedoch reicht die Fördermenge nicht aus. Das Tanklöschfahrzeug aus Kastellaun versorgt uns aus Krastel mit 10 Touren a 2,5cbm. Eine Woche später folgt die gleiche Menge nochmal.
1980 steht die Übergabe der Wasserversorgung an Rheinhöhen bevor. Eine Grundlage des Übergabevertrages sollte unser Wunsch nach Eigenregie über die Versorgung sein. Alle Eingaben und Anträge blieben jedoch erfolglos. Im Nachgang war es besser so. Wir hätten alle Kosten zukünftig weiter tragen müssen, bei dem zum Teil maroden Leitungsnetz eine unkalkulierbare Größe. So übernahm dies Rheinhöhen, wodurch deren Leistung über den erhöhten (mehr als doppelten) Wasserpreis bezahlt wird. Ein weiterer Wermutstropfen war nun das stark kalkhaltige Wasser. Die 30 Jahre danach haben es dann gezeigt, dass der Aufwand für Wartung und Reparaturen nicht zu stemmen gewesen wären.
Am Gemeindetag 1983 wird Willi Michel (Bouersch) für seine 30-jährige Tätigkeit als Wassermeister geehrt. Schon seit 1923 war das Amt in deren Familie, sein Vater Peter hatte es vor ihm ausgeführt.
Die Wasserleitung von Krastel nach Wohnroth wird im Herbst 1983 verlegt. Damit sind wir an das Netz des RheinHunsrück Wasser Zweckverbandes angeschlossen.
Das Wasserbassin im Tal dient heute zur Versorgung der Grillhütte gegenüber. Das obere Bassin hält Wasser als Reserve und Übungen für die FFW bereit.