Anno 1950 - 1960
Aufschwung nach schweren Zeiten
1950 Der schon lange geplante Neubau eines Gemeindehauses wird verschoben, weil das Kreisbauamt keine Genehmigung an gleicher Stelle erteilt. Das Gebäude würde wieder zu nah an der Straßengrenze stehen. Eine Alternative findet sich (noch) nicht im Ort. Erst 15 Jahre später reifen die neuen Pläne in der Ortsmitte. Nun soll wenigstens die marode Wand auf der Südseite erneuert werden.
1950 Unser Ort wird ab dem 1. Oktober an 3 Tagen durch Busse der Linie Peterswald - Kastellaun angeschlossen.
1950 An der Schule wird angebaut, neue Toiletten für die Schulkinder und ein Badezimmer für den Lehrer.
1950 Erste Umlegungsarbeiten beginnen mit Wege- und Drainagebau, Bachregulierung und Wasserverrohrungen.
1951 Bei einem Sommergewitter geht die Scheune von Martha Schug (Schuche) in Flammen auf. Das Vieh wurde gerettet. Die Feuerwehr verhinderte das Übergreifen der Flammen auf das danebenstehende Wohnhaus.
1951 Der Omnibus fährt ab dem 1. Mai nur noch zweimal durch unser Dorf. Ab 16. Juli wird die Linie eingestellt. Bergründet wird dies mit schlechter Wegstrecke und zu wenigen Fahrgästen.
1951 Die Westmächte erklären den Kriegszustand mit Deutschland als beendet.
1952 bekam Otto Wending (Davids) den ersten Traktor im Dorf. 14 Motorräder waren unterwegs.
1952 Anfang Juni verübte ein 32-jähriger Landstreicher am hellichten Tag einen Einbruchdiebstahl bei der Familie Weckmüller. Weil alle auf dem Feld tätig waren, hatte er leichtes Spiel. Der Dieb erbeutete Bargeld über 75DM, einen Herrenanzug und eine Brieftasche mit Personalpapieren. Ende des Monats konnte er von der Kastellauner Gendarmerie festgenommen werden.
1953 Im Februar kam starker Schneefall, die Straßen nach Bell und Krastel mussten freigeschaufelt werden. Aus jedem Haus wurde eine Person dazu verpflichtet.
1953 Der Känel für die Rübenwäsche, so wir ihn heute kennen, wird neu gebaut. Der untere Bottich aus Sandstein vom Laufbrunnen gegenüber der Schule wird nun der obere beim neuen Känel. Die Quelle von Dunnewernersch und dem Wiesplätzchenbrunnen werden zusammengeführt und zum neuen Känel geleitet. Bei diesen Grabungsarbeiten auf dem Wiesplätzchen wird in ein Meter Tiefe ein Tongießer gefunden. Die Überprüfung ergab, dass der Fund aus der Merowingerzeit 430 - 750 n. Chr. stammt, was hier im Hunsrück als sehr selten gilt. Er wurde dem Heimatmuseum Simmern übergeben. Auch eine gute erhaltene Abflussrinne aus Schiefer wird entdeckt. Beides lässt vermuten, dass unser Dorf in der Nähe dieses Brunnens oder drumherum lag.
1953 Der Gemeinderat beschließt die Kanalisierung und Erneuerung der Wasserhausanschlüsse. 500 Festmeter Fichten werden zur Finanzierung geschlagen. Am 16. März beginnen die Kanalisierungsarbeiten. Die Arbeitskräfte bekam die ausführende Firma Wilhelm Hermann aus Krastel größtenteils aus unserem Dorf. An drei Stellen musste sogar gesprengt werden, der tiefste Graben maß 2,20m. Alles wurde in Handarbeit geleistet. Ab dem Straßenrand hatte nun jeder die Materialkosten für den Hausanschluss selbst zu tragen und den Graben auszuheben. Mitte April war die Massnahme beendet, ein Kanalfest für alle Beteiligten schloss sich an. Die Gemeinde spendete jedem eine Portion Fleischwurst und Bier (wieviel ist nicht überliefert).
1954 Schon seit vielen Jahren hat unser Dorf auch einen Schiedsmann, der für die außergerichtlichen Schlichtungen zuständig war. In diesem Jahr war es Peter Michel (Merres), sein Stellvertreter Willi Michel (Bouersch)
1955 Die Buche unter dem Kranenberg wird unter Naturschutz gestellt, 2019 ist sie dann leider umgstürzt.
1955 Rußland beendet den Kriegszustand mit Deutschland.
1955 wird die Dorfstraße neu gebaut, die Packlage wird von Hand gesetzt. Wir waren die letzte Gemeinde, die dem Kreis dafür einen Zuschuß über DM 19.000 zahlen musste. Der Unterdorfer Backes muss für den Straßenbau abgerissen werden, weil er in der Straßenflucht steht.
1957 haben wir im Dorf 11 Traktoren, 5 Mähbinder, 4 Kartoffelroder und 1 Auto.
1957 Unser Dorf wird weiterhin nicht von Bussen angefahren, unrentabel sagt die Bundesbahn. Die Gemeinde beschließt einen Zuschuß von monatlich DM 10,00 zu zahlen, unter dieser Vorraussetzung wird Wohnroth angefahren.
1957 Erich Prinz siedelt um und beginn mit dem Bau des Birkenhofes. Mit der Umlegung liegt sein Feldbesitz nun um seinen Hof.
1957 Eine Waschgenossenschaft mit 21 Haushaltungen wird gegründet. Eine Waschmaschine und eine Wäscheschleuder werden gekauft und im Kelleranbau der Schule untergebracht.
1958 wird der neue Friedhof bei der Beerdigung von Peter Michel (Bouersch) eingeweiht.
1958 Die Familie Gewehr (Vorewernersch) zieht nach Völkenroth. Das Haus wird einige Zeit von Amerikanern vom Flugplatz Hahn bewohnt, später dann von Willi Block gekauft.
1959 Das Jahr ohne Regen mit großer Wasserknappheit. Das Vieh musste am Känel oder am Bach getränkt werden. Die Trockenheit führte bei Heu, Getreide, Kartoffeln und Rüben zu starken ausfällen. Die Erträge halbierten sich.
1959 Hermann Jakobs (Wendlings) verkauft sein Pferd und investiert in einen Traktor. Walter Jakobs (Dunne) hat das letzte Pferd im Dorf, auch er ist Bulldogkrank.
1959 Lehrer Woldt legt mit seinen Schülern einen Schulgarten neben dem Friedhof an. Jedes Kind ab dem 4. Schuljahr erhält ein eigenes Beet zum bepflanzen, vorne Blumen, hinten meist Radieschen und Möhren. Im Gemeinschaftbeet werden Sämling herangezogen und später an den Förster zur Aufbesserung der Klassenkasse verkauft.