Eine These zur Dorfentwicklung
Ein Gedankenspiel zwischen Mythen und Fakten.
Mündliche Überlieferungen erzählen von unserem Dorf, es hätte ein Stück weiter nördlich gelegen. Der Wiesplätzchenbrunnen (direkt am jetzigen Strauchplatz) war von jeher eine sehr ergiebige Quelle. Selbst wenn andere Brunnen im Dorf bei schlimmer Trockenheit versiegten, floss hier immer noch kühles Nass. Um diesen Brunnen soll sich unser Dorf (oder ein Teil davon) befunden haben.
Im Jahre 1597 wütete im Kirchspiel Bell die Pest. In nur einem Jahr verstarben 106 Menschen an dieser Seuche. Die Überlieferung spricht davon, dass die Bewohner um den Wiesplätzchenbrunnen dabei ihr Leben verloren. In den Folgejahren, so heißt es, wurden die Häuser abgerissen und eingeebnet. Es fiel den Menschen schwer in einem Haus zu wohnen, in denen andere an der Pest starben. Unser Dorf wird sich nun an der jetzigen Stelle (weiter) entwickelt haben.
Um diese These zu bestärken, wollen wir uns die überlieferten Fakten ansehen, die an anderen Stellen schon erwähnt sind:
- Während der Umlegung wird 1953 der Wiesplätzchenbrunnen abgedeckt, das Wasser zum Känel geleitet. Bei diesen Grabungen findet sich in ein Meter Tiefe ein Tongießer. Die Überprüfung ergab, dass der Fund aus der Merowingerzeit 430 - 750 n. Chr. stammt, was hier im Hunsrück als sehr selten gilt. Auch eine gute erhaltene Abflussrinne aus Schiefer wird entdeckt.
- Das Haus Heinze ist nach Schätzungen über 300 Jahre alt und könnte um 1650 erbaut worden sein, also einige Jahrzehnte nach der Pestepidemie.
- In der Chronik vom Jahre 1825 wird geschrieben, dass Wohnroth sich seit 1808 um fünf Häuser in Richtung Bell erweitert hat.
- 1883 berichten die Eintragungen von weiteren fünf Häuser in den letzten Jahren auch in Richtung Bell, einschließlich der neuen Schule.
Schauen wir einmal wer diese 10 Häuser ab Heinze dorfabwärts sein könnten:
- Fräse – Fräse Path (jetzt Jerje) – „Alt“Jerje (steht jetzt deren Garage) – Dunnewernersch –
Dunne – Schule – Philippse – Kihertz – Hinnewernersch - das ergibt erst neun Häuser, denn Vorewernersch ist schon älter. In der Bürgerliste von 1794 ist Johann Peter Werner schon als Bewohner notiert.
Dennoch wird das Haus Heinze damals fast 200 Jahre lang das unterste Haus gewesen sein. Vielleicht lag es auch daran, dass die Menschen über eine längere Zeit einen räumlichen Abstand zu dem unglücklichen Ort haben wollten. Diesen Thesen mag nun einer folgen oder Zweifel daran haben. Es könnte aber auch Raum geben für eine ausgeprägte Phantasie weiterer Ereignisse. Denn im Jahre 1616 wurde auf einer Hochzeit im Dorf ein Totschlag verübt...