Anno 1850 - 1875
Auf zu neuen Ufern - Amerika wir kommen
1850 Um diese Zeit wechselten die Bauern allmählich zur Stallfütterung über. Bisher war der Viehhirte ein wichtiger und geachtetet Mann, der mit seinem Wissen über viele heilende Kräuter und Pflanzen Hilfe gab für Tier und Mensch.
1850 wandert Friedrich Jacobs mit Ehefrau Maria Katharina und 4 Söhne nach Albany USA aus. Weitere fünf Familien aus Wohnroth packen in den folgenden Jahren auch ihre Koffer:
- Friedrich Jacobs mit Ehefrau Katharina und den Töchtern Maria Margarete und Anna Katharina
- Philipp Peter Jacobs (Nagelschmied) mit Ehefrau Anna Margarete und den Töchtern Maria Margarete und Anna Katharina
- Hermann Pfuhl (Ackerer) mit Tochter Katharina
- Friedrich Steeg (Schneider) mit Ehefrau Maria Katharina nach Rio im Jahre 1857
In mehreren Wellen ziehen unzählige Menschen aus dem Hunsrück über den großen Teich, Not und Hunger treibt sie vorwärts. Die Rubrik Auswanderung beschreibt dieses Thema ausführlicher.
1851 Adam Werner aus Hinnewernersch baut sein Haus Dunnewernersch.
1851 leben 176 Menschen im Dorf, 30 Kinder besuchen die Schule.
1855 Ab diesem Jahr werden Jauchgruben von Amts wegen vorgeschrieben.
1858 war ein sehr trockenes Jahr, wenig Heu, Rüben und Flachs. Es herrschte großer Wassermangel und es führte zu Notverkäufen beim Vieh.
1859 kamen dann die Konsequenzen dieser Notverkäufe, Vieh fehlte nun und war sehr teuer. Pferde waren kaum bezahlbar, das Militär benötigte diese für anstehende Kriege.
Um 1860 wurden bei der Verbreiterung des Leidenecker Weges (Nähe altes Kriegerdenkmal) sieben irdene Töpfe gefunden, welche rote Asche enthielten.
1865 Ab dem 1. Februar darf keine Jauche mehr auf öffentliche Wege laufen, bei Nichtbeachtung wird dies mit 1-5 Taler bestraft.
1865 Mitte März kommt es zu einem großen Kälteeinbrauch, Schneefall bis 1. April. Der Schnee lag fast bis 2 Meter Höhe.
1866 Am 4. April und 9. Mai werden die Gardereservisten aus unserem Dorf eingezogen und nehmen am Deutsch-Österreichischen Krieg teil. Am 11. Sept. feiert die Gemeinde den Sieg und das Friedensfest bis spät in die Nacht.
1870 In diesen Jahrzehnten hatte der Flachanbau in unserer Region eine große Bedeutung. Bis zum Ende des Jahrhunderts war unser Ort ein Leinenweberdorf mit einem Webstuhl in jedem Haus. In der Winterzeit arbeiteten die Frauen am Spinnrad, die Männer am Webstuhl. Das Leinen wurde zum Teil für Kleidung und Wäsche selbst genutzt oder an Rhein und Mosel verkauft. Manche Frauen rühmten sich, sie hätten soviel Wäsche und Leinen im Schrank, dass sie nur einmal im Jahr zu waschen brauchten.
Die zunehmende industrielle Fertigung machte nun dieser Heimproduktion Konkurenz. Ein Vermerk von 1882 in unserer Chronik: "Das Spinnen lohnt nicht mehr".
1870 wird der Unterdorfer Backes gebaut, der Lohn für den Baumeister Raab aus Bell/Eifel beträgt 30 Taler. In diesem Jahr hatten wir 15 Knaben und 24 Mädchen in der Schule.
1870/71 kam es zum Deutsch-Französische Krieg mit der entscheidenden Schlacht bei Sedan. Der daraus entstandene Feiertag, dem Sedansfest, wurde auch in Wohnroth bis 1918 in jedem Jahr gefeiert.
1873 Am 10. März fiel das zweite, 6 Jahre alte Kind von Friedrich Petry in einen Topf kochendes Wasser und erlitt so starke Brandwunden, dass es am nächsten Tag daran verstarb.
1873 Bis dahin stellten die Meistbeerbten den Gemeinderat, die mehr als 2 Taler Hauptgrundsteuer bezahlten. Dieser wurde jetzt auf 1 Taler herabgesetzt, der Personenkreis wurde größer und es musste gewählt werden.