Anno 1800 - 1825
Scheselong un Trottoir
1789 – 1815 Die Folgen der französischen Revolution und die Zeit der Kriege durch Napoleon war für die Bevölkerung durch die Nähe zu Frankreich besonders belastend. Die Abgaben für die Hunsrücker Bauern stieg ins Unerträgliche. Rindvieh und Pferde wurden beschlagnahmt, sodass die Felder nicht mehr bestellt werden konnten. Zu allem Überfluss mussten die Menschen auch noch Einquartierungen der durchziehenden Soldaten hinnehmen. Zum Teil mussten Schulden gemacht werden, um die Steuerlast zu erfüllen. Eine Umlage vom Oberamt in Kastellaun belastete Wohnroth mit 190 Gulden, was nur mit Feldverkauf zu stemmen war. Was die Bürger an privaten Werten verloren, übersteigt diese Summe jedoch um ein Vielfaches. Viele wünschten sich nun wieder die Abgabe des Zehnten zurück.
Trotz aller Last gab es auch viele Erleichterungen auf dem Gebiet der Verwaltung. Manch ein Schlagbaum aus der hiesigen Kleinstaatlichkeit war gefallen. Gab es doch bislang im Rheinland viele Herrschaftsbereiche von 9 Bischöfen/Erzbischöfen, 6 Äbte, 2 Orden, 76 Fürsten und Grafen, 4 Reichsstädte und 75 Reichritter - und jeder wollte was zu sagen haben und Steuern eintreiben.
Der „Code civil“ ab 1804 wurde unsere neue Rechtsgrundlage und noch bis 1910 im Rheinland gültig. In Teilen findet er heute noch seine Anwendung.
1802 wurden junge, nur ledige Männer zum Wehrdienst für die französische Armee rekrutiert. Um dem zu entgehen eilten die 16/17-jährigen in Scharen zum Traualtar, obwohl die meisten noch gar nicht heiraten wollten.
1803 Der Schinderhannes Johann Bückler wird in Mainz hingerichtet.
1812 Friedrich Werner aus Vorewernersch war als Soldat in der Armee Napoleons beim Russlandfeldzug dabei. Er kam leider nicht wieder zurück.
1814 Feldmarschall Blücher überquert den Rhein bei Kaub und zieht durch den Hunsrück Richtung Belgien.
1814 werden die Eintragungen auf den Ämtern wieder in deutsch vorgenommen.
Der Chronist dieser Jahre war unser Bürgermeister (Maire) Nikolaus Boos von 1794-1814. Diese Aufzeichnungen wurden auf Betreiben der nun preußischen Verwaltung leider vernichtet. Vielen Informationen aus der Vergangenheit gingen verloren, mündliche Überlieferungen wurden nun mühsam zusammengetragen
1815 kam Wohnroth nach der Niederlage Napoleons am 1. Juni unter preußische Verwaltung. Eine Woche später wird hier der preußische Adler aufgerichtet und am 18. Oktober den Preußen zugeschworen. Der Landkreis Simmern entsteht im gleichen Jahr.
1816 galt als das Jahr ohne Sommer. Ein Jahr vorher war der indonesische Vulkan Tambora ausgebrochen. Die Schadstoffe verteilten sich über den halben Erdball und verdunkelten die Sonne. Schnee, Regen und immer wieder intensive Kälte machten den Menschen zu schaffen. Große Missernten waren die Folgen. Die Auswirkungen waren noch bis 1819 zu spüren. https://de.wikipedia.org/wiki/Jahr_ohne_Sommer
1816 berichtet Friedrich Bohn: "Es war ein nasses Jahr, ich habe den letzten Hafer am 11. Dezember eingefahren und war mit der Erste".
1817 Wieder ein nasses Jahr. Ostern, nachdem der Schnee weggetaut war, schaffte so mancher erst den Hafer vom Vorjahr nach Hause.
1817 So mancher buk in dieser Zeit Brot aus gemahlener Birkenrinde und Suppe aus Klee und Wildpflanzen.
1817 Im Juni liess König Friedrich Wilhelm III. zur Linderung der Hungersnot Korn aus den Ostseeländern liefern, dass unentgeltlich gemahlen und gebacken wurde.
1817 Obwohl es durch die Entbehrungen allgemein ein teures Jahr war, so segensreich ist es doch für Wohnroth gewesen. Hier war alles im Überfluss vorhanden und es wurde viel Geld "erlöst".
1818 Die Chronik berichtet von einem besonderen dürren Jahr, die Brunnen im Dorf trockneten aus. Nur der Wiesplätzchenbrunnen hatte noch reichlich Wasser. Getreide wird teuer, ein Brot kostet 15-17 Silbergroschen, ein guter Bergmann verdiente nur 6-7 Silbergroschen am Tag.
1820 Das erste Ortsschild wird am 21. März aufgestellt.
1821 Am 28. April zog ein schweres Gewitter 3 Stunden lang über den Ort. Der Hagelschlag wuchs auf 30cm Höhe, die Ernte war komplett vernichtet und "Das Gewässer auf ewig Schaden getan".
1821 Eine neue Brücke nach Mastershausen wird gebaut. Die Wohnrother machten das Handwerk, die Mastershausener stellten das Holz.
1821 - 1822 beginnt der Rathausbau im Oberdorf gegenüber vom Backes. Am 4. Mai schlägt Zimmermann Rech aus Crastel auf, der Dachdecker Friedrich Hasselbach kommt ebenfalls aus Crastel.
1824 Der 20. Mai war „Verwirrungstag“. Beller Bürger fielen „mit Macht“ auf unserer Heide (zwischen Birken- und Heidhof) ein, um sie aufzureißen. Es kam zu einem Prozess, der bis Februar 1826 dauerte. Bell bekam alle Kosten wegen unberechtigter Landnahme auferlegt und musste 50 Taler Entschädigung zahlen.
Sechs Jahre später haben sie es nochmals erfolglos versucht.
1825 Das Unterdorf hat sich seit 1808 um fünf Häuser Richtung Bell erweitert.