So erinnert sich noch Perersch Heddi zu ihrer Jugendzeit in den 1940-er Jahren. Jetzt hatten auch wir wieder die Gelegenheit dieses Spektakel zu beobachten. Wer dieses Himmelsphänomen allerdings ganz nah erleben möchte, der reist gen Norden. Island, Spitzbergen und Nordskandinavien sind ideale Ziele dafür. Es sollen aber auch schon Reisende enttäuscht zurückgekommen sein und keine Polarlichter erlebt haben. Tja, zur falschen Zeit am falschen Ort. Dann doch lieber in Woord, zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Denn am vergangenen Freitag zum späten Abend konnten wir das erste Himmelsleuchten erblicken, bestimmt nicht so wie in nördlichen Gefilden, aber immerhin. Einige Beobachter konnten die Lichter überm Bucher Wald vom Uhlichkopp bis nach Bell mit der Kamera einfangen. Jene, die es verpasst hatten, versuchten sich am folgenden Abend und saßen auf dem Wasserbassin, mit weichen Kissen und warmen Tee. Vergeblich… die einzigen Licher am Horizont waren rot blinkende Windräder „uff der äbsch Säit“ und ein verschlafener Sichelmond.
„Die Natur führt uns ein Feuerwerk vor, wie es sich die kühnste Phantasie nicht herrlicher zu denken vermag. Keine Farbe und kein Pinsel vermögen es zu malen, keine Worte vermögen es in seiner ganzen Großartigkeit zu schildern.“ Mit diesen Worten beschrieb der Polarforscher Carl Weyprecht (1838-1881) eine für ihn bis dato unbekannte atemberaubende Himmelserscheinung, die sich ihm während jener legendären österreichischen Forschungsexpedition, die in der Entdeckung des Franz-Joseph-Landes (Sommer 1873) gipfelte, darbot. Polarlichter sind in der Tat beeindruckende, tief bewegende Ereignisse, die im Detail völlig unberechenbar und dadurch geheimnisvoll, sogar ein wenig unheimlich erscheinen. So meint auch Martti Rikkonen, Naturfotograf aus Lappland: „Das Lodern des Nordlichts am dunklen Himmel ist etwas, an das man sich nie ganz gewöhnt. Es hört niemals auf, zu verwundern und zu erstaunen." Zahlreiche Sagen und Mythen ranken sich in den nordischen Ländern Europas, Nordamerikas und Asiens um die Erscheinung des Polarlichts. Die vielleicht reizvollste dieser Glaubensvorstellungen ist die „Finnische Erzählung eines über die Schneefläche jagenden Feuerfuchses, der mit seinem Schwanz Schneeflocken zum Himmel aufwirbelt, die dann als Nordlichter sichtbar werden.“
In der Wissenschaft werden Polarlichter als „aurora borealis“ - die nördliche Morgenröte, das „Nordlicht“ bzw. „aurora australis“, die südliche Morgenröte, das „Südlicht“ - bezeichnet. Der Begriff „aurora“ geht dabei auf den italienischen Mathematiker und Astronom Galileo Galilei (1564-1642) zurück, der das Nordlicht nach einer eigenen Beobachtung mit einem spektakulären Sonnenaufgang verglich. Dies erscheint zunächst einmal etwas ungewöhnlich, zumindest wenn man sich die typischen gelbgrünen Polarlicht-Bänder und Vorhänge vor Augen hält, die ja nur wenig mit einem Morgenrot gemein haben. Beachtet man aber, dass das Nordlicht in den niedrigen und mittleren Breiten ganz anders aussieht und sich hier meist nur als strukturschwache ausgedehnte rötliche Fläche am Himmel bemerkbar macht, so wird der Zusammenhang mit der klassischen „aurora“, der Morgenröte, nachvollziehbar.
Quelle: auroraborealis.at