Wer erinnert sich noch gerne an die 60-er Jahre, als wir den Eisluxus geniessen konnten. Ein weißer Kombi fuhr mit Gebimmel durchs Dorf, an der Fahrerseite war seine Glocke angebracht. Auf dem Beifahrersitz standen die Eisdosen, 2 oder 3 Sorten mussten es gewesen sein. Ein Bällchen Eis in der Waffel gab es für 20 Pfennige. Geld hatten wir damals mal eben keines in der Hosentasche, aber unsere Währung war das Ei und darauf hatten wir im Hühnerstall jederzeit Zugriff. Das merkte sowieso keiner und dem Huhn war es egal. Dies wusste auch der Eismann und nutzte das aus. Ein Ei gleich ein Eisbällchen, das war der Höhepunkt des Tages.
… und heute: mit fetziger italienischer Musik rauscht ein roter, manchmal auch ein weißer, Sprinter heran und stoppt am Gemeindehaus. Über Wochen hatte sich in unserer WhatsAppGruppe ein Netzwerk etabliert: „An welchem Tag trifft die fahrende Eisbude wieder ein?“ „Dienstag, nein diese Woche Mittwoch, aber darauf die Woche wegen Beller Markt am Dienstag.“ „Um wieviel Uhr kommt er?“ „Ich melde mich gleich.“ „Jetzt ist er in Krastel“ ploppt die nächste WhatsApp auf. „Halt ihn noch 10 Minuten auf, ich komme gleich!“
Kürzlich freitags eine Sondertour für uns, eben noch an der Mosel, jetzt um Glockenschlag halb sechs am Gemeindehaus. Die Eispilger waren schon vor Ort. Die Eisauswahl fällt heutzutage doch um einiges größer aus. Aber mit einem Ei brauchste da nicht mehr um die Ecke kommen.
Mit nur einem Bällchen Eis in der Hand waren wir damals wahrscheinlich noch glücklicher als heute bei dem ganzen Überfluss, denn Eis war purer Luxus.