Hausnamen waren wichtiger als Nachnamen
Ein Versuch der Herkunftsbestimmung
Früher waren Hausnamen immer üblich und meist wichtiger als der Nachnamen. Der Grund dafür war, die Lage eines Anwesens auch ohne Grundbücher oder Hausnummern zu bestimmen. Einem Grundbesitzer oder den Verwaltungen wäre es ohne Hausnamen kaum möglich gewesen Abgaben, Steuern oder Pachten einziehen zu können. Hausnamen waren so gut bekannt, dass deren Bewohner umgangssprachlich häufiger mit dem Hausnamen als mit ihrem eigentlichen Familiennamen benannt wurden. Dabei wird bei der Namensnennung immer der Hausname vorangestellt.
Nun haben sich Hausnamen häufig durch mundartige Überlieferungen über einen langen Zeitraum so stark verändert, dass die Herkunft nicht mehr feststellbar ist. Anderseits sind viele Hausnamen über eine lange Zeit erhalten geblieben. Grund war der beständige Besitz des Anwesens von einer Generation zur nächsten. Ein Besitzerwechsel war auch oft mit der Änderung des Hausnamens verbunden. Oft waren Hausnamen sogar enger an eine Person als an das Haus selbst gebunden. So nahmen beispielweise Söhne, die lange in ihrem Elternhaus gelebt hatten, nach ihrem Auszug den Hausnamen ihres Elternhauses (siehe Merres) einfach mit. Dies geschah auch bei Häuserkauf- oder verkauf (siehe Hannikels, Schmidte).
Die Hausnamen entstanden meist aus Vornamen oder Berufen der Erbauer. Auch kann die Ortslage eine Rolle spielen. Bei Hinne-wernersch, Vore-wernersch und Dunne-wernersch waren die drei Erbauer jeweils namens Werner. Also musste es genauer definiert werden. In unseren Hausnamen sind einige solcher Beispiele zu finden.
Hier nun die Aufstellung in alphabetischer Reihenfolge. Oft ist die Deutung einwandfrei. Bei vielen sind es Vermutungen bis hin zu nicht erklärbar.
- Andrese - ein Andreas Schmoll ist laut der Bürgerliste von 1794 als Bewohner bekannt.
- Beres - ist nicht erklärbar. Wahrscheinlich hat der Name sich durch Überlieferungen soweit verändert, dass auf keinen gänigigen Namen mehr ein Rückschluss möglich ist.
- Bohne - weisst auf den Nachnamen Bohn hin. In der Bürgerliste von 1794 ist ein Nicolaus Bohn (*1764) als Bewohner im Haus verzeichnet.
- Bohnperersch - ist vom Peter Bohn abzuleiten, einem Vorfahre der Familie. Hier wurde noch -perersch angehängt, weil es Bohne bereits gab. Schon 1794 ist er als Bewohner des Hauses bekannt. Ob er aus Bohne stammte ist nicht bekannt.
- Boose - ist ziemlich sicher dem Erbauer Peter Boos im Jahre 1841 zuzuschreiben. Es stand zwischen Junkersch und Stääs.
- Bouersch - Ein Peter Bauer aus diesem Hause war von 1860-63 Bürgermeister im Dorf und könnte der Namensgeber sein. Seine Enkelin Anna Katharina heiratete 1879 den Schmied Peter Michel aus Leideneck. Ob auf diesem Weg der Beruf des Schmiedes ins Dorf kam oder schon ausgeübt wurde ist nicht bekannt.
- Davids - ist eindeutig auf David abzuleiten, aber es ist kein Hinweis auf den Erbauer vorhanden.
- Dunnewernersch - wurde von Adam Werner 1851 erbaut. Er stammt aus Hinnewernersch. Dunne…steht für „Da unten...“
- Dunne - der Erbauer von 1860 ist unbekannt. Dunne steht für „Da unten“. Es war/ist das unterste Haus im Dorf.
- Fräse - ein Name des Erbauers 1814 ist unbekannt. Fräse deutet allerdings auf Freiß hin
- Jerje - dazu finden sich keinerlei Hinweise. Hier ist auffällig, dass das alte Haus Jerje am Platz der jetzigen Garage stand. Das heutige Jerje war ein Erbe von Peter Freiß (Fräse Path). Der Hausname wanderte einfach mit.
- Junkersch - hierzu passt der mögliche Erbauer Philipp Junker von 1826.
- Hääse - leitet sich von Hees ab. Das Haus stand am dem Vorplatz des Feuerwehrgerätehauses. Ein Konrad Hees stammte aus diesem Haus, ein Vorfahre wird der Erbauer gewesen sein. Konrad Hees heiratete bei Jerje ein. Er war der Großvater von E. Willi Michel.
- Hannikels - steht für Johann Nicolaus, ein früher häufiger Vornamen. Ein (Johann?) Nicolaus Michel ist in der Bürgerliste von 1794 als Bewohner aufgeführt. Als Karl Schmidt aus Hinneschmidte um 1960 dieses Anwesen kaufte, wurde daraus Schmidte. Der bisherige Bewohner Erich Prinz siedelte auf den Birkenhof aus. Er blieb weiterhin der Hannikels Erich.
- Heinze - ein Nicolaus Heinz ist als Bewohner in der Bürgerliste von 1794 bezeichnet.
- Henneres - könnte auf Heinrich oder Henrich hinweisen.
- Hennerschperersch - in der Bürgerliste von 1794 ist ein Heinrich Peter Michel in diesem Haus bekannt.
- Hinneschmidte - siehe Stääs
- Hinnewernersch - ist eindeutig, Johann Adam Werner baute 1819 sein Haus, Hinne… deshalb, weil es davor sein Elternhaus Vorewernersch schon gab.
- Jererschperersch, dazu passt Peter, das andere ist unbekannt.
- Kiherts - bedeutet, dass mal ein Kuhhirte darin wohnte. In dem Stall war der Gemeindestier untergebracht. Es stand auf dem jetzigen Weg zwischen Vorewernersch und Philippse. 1905 wurde es abgerissen.
- Louxe - weißt auf den Nachnamen Laux hin. Für 1794 ist ein Bewohner namens Adam Laux bestätigt. Ein Hausbau in 1819 von einem Adam Laux ist bekannt. Ob es der gleiche ist, wissen wir nicht. Es könnten auch Vater und Sohn sein. Der Vorfahre der Familien Leonhard/Petry, Friedrich Laux *1788, ist sehr wahrscheinlich der Erbauer einer Scheune im Jahre 1829. Wer nun ursächlich der Namensgeber für Louxe ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.
- Louxearms - das Haus stand hinter Louxe, dort wo jetzt die alten Stallungen sind. Die angegebenen Informationen bei Louxe könnten auch hier zutreffen.
- Merres - gibt keine Hinweise auf seine Entstehung. Der Hausname wurde beim Neubau 1974 an anderer Stelle mitgenommen. Ist das alte Merres jetzt immer noch Merres oder tauft der neue Besitzer den Namen in "Lentes" um?
- Perersch - ist wieder einfach mit Peter zu erklären, aber welcher war es?
- Philippse - kommt von seinem Erbauer Philipp Werner von 1867. Er stammte aus Vorewernersch. Eigentlich hätte er auch einen Hausnamen mit Werner verwenden können, aber es gab schon ein Vore,- Hinne,- und Dunnewernersch. Da hat er sich wohl für Philippse entschieden.
- Prinze - passt auf den Nachnamen Prinz. Das Haus stand auf dem Platz des Rathauses. Eine Familie (Erich) Prinz wohnte in Hannikels, vielleicht hat ein früherer Verwandter das Haus Prinze gebaut.
- Schnäirersch - deutet auf den Beruf Schneider hin. Ein Vorfahre der Familie Franz, Johann Niklaus Franz *1805 aus Roth heiratete mit Anna Maria geb. Jacobs aus Wohnroth ins Haus ein. Er war Ackerer und Schneidermeister.
- Schmiedphilippse - könnte auf einen Schmied namens Phillip hinweisen
- Schmidte siehe unter Hannikels
- Schuche - passt auf die Familie Schug, die darin auch lange Jahre wohnte.
- Schu(h) - könnte auch auf den Namen Schug zurückgeführt werden.
- Stääs - passt zu dem Namen Steeg. Für 1794 ist allerdings schon der Peter Schmidt I. (*1758) als Bewohner in Stääs bekannt. Sein Schwiegersohn war Peter Steeg (*1805) aus Uhler. So wird der Hausnamen entstanden sein. 1857 wanderte ein Friedrich Steeg (vermutlich der Sohn von Peter Steeg) mit seiner Familie nach Rio aus. Die nachfolgenden Bewohner waren die Familien Gauch und Gumm.
Der Sohn von Peter Schmidt I. - der Peter II. (*1791) - baut 1832 sein Haus Hinneschmidte. Dessen Sohn, sodann der Peter III. (Dä schroo Perer), hatte eine Tochter, die Almagret. Diese heiratete in Voreschmidte ein. Wie allerdings dieses Haus zu seinem Namen kam, lässt sich nicht klären. Auf den III. folgte dann noch ein Peter IV., der Urgroßvater vom heutigen Peter V. - Voreschmidte - siehe Stääs.
- Vorewernersch - der Erbauer ist Peter Werner *1744, der auch in der Bürgerliste von 1794 als Bewohner in dem Haus verzeichnet ist.. Die Nachfahren sind Hinnewernersch, Dunnewernersch, Philippse (Ph. Werner) und Junkersch mit Walter Werner.
- Wendlings - in der Bürgerliste von 1794 ist ein Friedrich Bohn-Wendling in dem Haus bekannt. Ist er der Erbauer oder sein Vorfahre? 1869 wurde das Haus neu gebaut, der Name blieb.
Unter den Rubriken Dorfentwicklung und These zur Dorfentwicklung sind weitere Infornationen zu erfahren.