Die Dorfentwicklung vor 200 Jahren
Ökologisches Bauen war üblich, es wusste nur keiner...
Die Aufzeichnungen unserer Chronik beschreibt eine Vielzahl von Bauaktivitäten ab dem 19. Jahrhundert. Erste Chronisten waren die Schullehrer, von denen wir das Meiste aus dieser Zeit wissen. Wie sich das Dorf vorher baulich entwickelt hat liegt im Dunkeln.
1772 lebten im Dorf 19 Bürger (ist gleich zusetzen mit Familien). Nach der napoleonischen Zeit waren es um 1813 mit 20 Bürgern auch kaum mehr. Erst danach bis 1840 werden es dann 29 Bürger. Das älteste Gebäude im Dorf, Haus Heinze, ist noch wesentlich älter und an anderer Stelle gesondert beschrieben.
Nachfolgend eine Chronologie der Ortsentwicklung, soweit Daten vorliegen. In Klammern sind heutige Hausnamen notiert. Diese stehen meistens mit dem Erbauer in Verbindung. Es war früher üblich den Vor-, Zunamen oder Beruf dafür zu nutzen. (Philippse > das Haus des Philipp).
Aus allen vorliegenden Information haben wir eine These zur Dorfentwicklung zusammengestellt.
1814 wird ein Haus in Lieg geholt und aufgeschlagen. Der Erbauer ist unbekannt, der jetzige Hausname Fräse deutet auf den Namen Freiß hin.
1816 Ein Friedrich Freiß holt ein Haus in Löffelscheid und schlägt es hier auf, der 23. Bürger.
Die beiden vorigen Einträge lassen sich nicht so recht erklären, weil beide zu dem Hausnamen Fräse passen. Es könnte sich im zweiten Falle auch um das jetzige Haus Jerje handeln. Bis 1931 wohnte dort Peter Freiß, genannt Fräse Path, ein Junggeselle. Sein Haus erbte dann E.W. Michel, dessen Haus Jerje war, dort wo jetzt die Garage steht. Ab 1953/54 begann er mit dem Umbau des geerbten Hauses. Der Backsteinanbau mit ehemaliger Stall rechts stammt noch vom alten Haus.
1819 Friedrich Freiß baut eine Scheune auf (siehe 1816, wahrscheinlich der gleiche)
1819 Peter Schmidt holt eine Scheune in Reich nach Wohnroth (Hinneschmidte)
1819 Adam Werner schlägt ein Wohnhaus auf, er ist der 25. Bürger (Hinnewernersch)
1821 Peter Werner holt eine Scheune aus Zilshausen ins Dorf. (Vorewernersch?)
1821 Adam Laux baut ein neues Haus, der 26. Bürger (Louxe oder Louxearms? Letzteres stand hinter dem heutigen Haus Louxe)
1825 Chronikeintrag: Seit 1808 hat sich unser Dorf um 5 Häuser in Richtung Bell erweitert.
1826 Der 27. Bürger Knebel (Eine Verwandtschaft mit den heutigen ist nicht bekannt) holt ein Haus für sich aus Kappel.
1826 Philipp Junker übernimmt eines aus Hundheim als 28. Bürger. (Junkersch?)
1827 Bürger Knebel baut sein Haus wieder ab und wandert nach Amerika aus.
1829 Friedrich Laux schlägt eine Scheune auf (Louxe oder Louxearms?)
1839 Nicol Jost (einen passenden Hausnamen zu ihm gibt es nicht) holt in Schnellbach eine Scheune ins Dorf.
1832 Peter Schmidt baut ein neues Haus, 29. Bürger (Hinneschmidte, 1819 war es die die Scheune)
1832 Peter Steeg kauft eine Scheune in Schnellbach und schlägt es auf (Stääs?)
1841 Peter Boos übernimmt ein Haus aus Heinzenbach, 30. Bürger. Es ist vermutlich das Haus Boose, das unterhalb Junkersch stand. Die Familie starb 1926 aus, das Haus wurde 1959 von Walter Werner abgerissen.
1846 Ein Adam Michel schlägt hier eine Scheune aus Wüschheim auf.
Um 1860 wird das Haus Wendlings gebaut.
1867 Philipp Werner, er stammte aus Vorewernersch, baut sein Haus Philippse.
1883 Chronikeintrag: Das Dorf hat sich in den letzten Jahren um 5 Häuser Richtung Bell erweitert, inclusive dem Schulhausbau von 1883.
Bemerkenswert ist die lange Nutzungsdauer der Fachwerkhäuser. Abgesehen vom Haus Heinze mit jetzt schon über 400 Jahren, gibt es weitere neun Häuser, die weit vor 1900 gebaut wurden und heute noch bewohnt sind.
1908 errichtet Peter Leonhardt (der Name Louxe muss von dem Haus vorher stammen) das letzte Fachwerkhaus im Dorf.
1920 Otto Lahm (Bohnperersch) baut das erste massive Wohnhaus.
1926 errichtet Friedrich Michel sein Haus (Perersch) in Massivbauweise und verschiefert es komplett.
1937 baute die Familie Werner ebenfalls massiv (Vorewernersch).
In den Jahren um 1960 wird nun intensiv neu gebaut. Modernes Baumaterial löste den Fachwerkbau ab, die Bewohner wollten sich von dem althergebrachten trennen. Ob aber die neue Bauweise langfristig besser ist, muss sich erst beweisen. Bescheidene (und vor allem arme) Menschen haben früher über 5-6 Generationen das gleiche Haus bewohnt.